Prof. Dr. Gunnar Otte

Seminar: Erklärende Soziologie

Dozent:innen: Univ-Prof. Dr. Gunnar Otte
Kurzname: S Soz Theor FG
Kurs-Nr.: 02.149.161021
Kurstyp: Seminar

Voraussetzungen / Organisatorisches

Zielgruppe:

  1. Master Studierende im Studiengang Soziologie (PO 2011, 2016)

 Stellung im Studiengang:

  1. M.A. Soziologie: Modul „Soziologische Theorien für Fortgeschrittene“ (PO 2011, 2016)

Empfohlene Literatur

Elster, Jon (2015): Explaining Social Behavior. More Nuts and Bolts for the Social Sciences. Revised Edition. Cambridge: Cambridge University Press.

Hedström, Peter (2008): Anatomie des Sozialen. Grundlagen der Analytischen Soziologie. Wiesbaden: VS.

Opp, Karl-Dieter (2014): Methodologie der Sozialwissenschaften. Einführung in Probleme ihrer Theorienbildung und praktischen Anwendung. 7. Auflage. Wiesbaden: VS.

Inhalt

Wie sieht eine gelungene wissenschaftliche Erklärung eines sozialen Phänomens aus? Welche Möglichkeiten gibt es, Erklärungen zu formulieren und zu überprüfen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Seminars. So zentral Erklärungen für die Wissenschaft auch sind, so leichtfertig wird der Begriff des Erklärens oft benutzt. Das turnusmäßig im Wintersemester stattfindende Seminar richtet sich primär an Master-Studierende im 1. und 2. Semester, die an einer erklärenden Perspektive auf die soziale Welt interessiert sind und sich mit Konzeptionen des Erklärens an der Schnittstelle von Wissenschaftstheorie, soziologischer Theorie, Methoden und empirischen Gegenständen auseinandersetzen wollen.

Erklärungen werden oft von Beschreibungen abgegrenzt, sie sollen Antworten auf Warum-Fragen, nicht auf Was- oder Wie-Fragen liefern. Doch wo hört eine Beschreibung auf und wo fängt eine Erklärung an? Lassen sich „dichte Beschreibungen“ als Erklärungen auffassen? Benötigen die Sozialwissenschaften das Verstehen als dritte Zielsetzung neben dem Beschreiben und Erklären? Können naturwissenschaftliche Modelle der deduktiv-nomologischen Erklärung auf die soziale Welt übertragen werden? Welche Rolle spielen Sinn und Kausalität in einer Erklärung? Was sind Erklärungsmechanismen? Wie wichtig ist die Einbeziehung der Makro- und Mikroebene, wie tragfähig das von Coleman und Esser entwickelte Modell der soziologischen Erklärung? Welche Erklärungen werden in der historischen und komparativen Forschung verwendet? Welchen Nutzen haben qualitative und quantitative Daten für die Formulierung und Überprüfung von Erklärungen? Welche Rolle spielen Theorien für Erklärungen und wie lässt sich die Erklärungskraft verschiedener Theorien feststellen?

Das Seminar beschäftigt sich mit derartigen Fragen auf der Basis interdisziplinärer Grundlagen- und Anwendungsliteratur. Die erfolgreiche Teilnahme am Seminar setzt die wöchentliche Lektüre eines Basistextes und die regelmäßige Bearbeitung kleiner Übungsaufgaben in Einzel- oder Gruppenarbeiten voraus, in denen die Inhalte des Basistextes auf sozialwissenschaftliche Erklärungsgegenstände unterschiedlicher Provenienz übertragen werden. Als Abschlussprüfung ist eine Modulhausarbeit vorgesehen, in der Erklärungsperspektiven an einem Gegenstand eigener Wahl diskutiert werden.